Allgemein

Fastnacht – die schönste Nebensache der Welt?

Kritische Anmerkungen zum 11. im 11. von Fidelius A. de Menti

Die Fastnacht ist bunt und je nach geografischer Lage trägt sie in der Bundesrepublik verschiedene Namen. Der Oberbegriff lautet jedoch Karneval. Aus der Region, aus der ich komme, sagt man: Fassenacht. In süddeutschen   Gefilden nennt man sie Fasching, im Rheinland sagt man Fasteloovend und im alemannischen Raum heißt sie Fastnet. So verschieden wie die Namen ist es auch Brauch die typische Fastnacht in der Region zu feiern. In einer der Fastnachtsmetropolen, in Mainz zum Beispiel liebt man die nahezu 200 Jahre alte Sitzungs-Fastnacht mit politisch literarischem Einschlag. Gardetanz ist in diesem Breiten kein Begriff, während anderenorts Garde- und Showtanz mit die „5.Jahreszeit“ verkörpert der nicht selten den Großteil eines Sitzungsprogramms darstellt.

Auch die Ausgestaltung der Straßenfastnacht ist, je nach Ort, unterschiedlich für die Region jedoch typisch.

Egal wo, in unserer Republik wird die Brauchtumspflege dieses großen Volksfestes, mit ganz wenigen Ausnahmen, ehrenamtlich getragen. In den vergangenen Jahren jedoch haben einige Institutionen ihr Herz für den Karneval entdeckt. Künstler Sozial Kasse, GEMA, um hier   nur einige zu nennen, dokumentieren ihre Verbundenheit dadurch, indem sie saftige Rechnungen den Fastnachtsvereinen und Garden übersenden. Gleiches gilt für kommunale Behörden, die sich mittlerweile nicht scheuen wahre Unsummen für die Nutzung ihrer Säle zu verlangen. Die Rechnungen hierzu belegen ihre eigene Sprache. Die Begründungen wie gestiegen Heizkosten, steigende Stromkosten etc.  hierfür sind vielfältig. Hier wird zum Beispiel jedes Mikrofon, das während einer Sitzung auf der närrischen Rostra steht, gesondert in dreistelliger € Höhe berechnet. Für sprudelnde zusätzliche Steuereinnahmen für die Kassen der öffentlichen Haushalte sorgt aber unbestritten die Fastnacht. So nimmt zum Beispiel eine große Stadt, nach eigenem Bekunden des dortigen Oberbürgermeisters sage und schreibe 50 Millionen € (!) an Abgaben und Steuern ein. Ja, man muss sich fragen, wann noch die eingeatmete Luft der Gäste in Rechnung gestellt wird? Dabei vergisst man ganz, dass die Fastnachts-Vereine unter anderem Jugendarbeit, die eigentlich durch die öffentliche Hand getragen werden müsste, betreiben. Wer ruft als erstes nach den Vereinen, wenn es gilt Volksfeste innerhalb der Kommune zu feiern sind und kann sich dabei auf die Unterstützung der Fastnachter verlassen? Wäre nicht angebrachter eine Win-Win Situation zu schaffen, um die Vereine finanziell zu unterstützen bzw. zu entlasten?

Man sollte das Ehrenamt nicht dazu missbrauchen, um Geld für die verschiedenen Kassen zu generieren.

Auch die Führungen der Vereine/Garden führen zwischenzeitlich Klage darüber, dass es zusehends schwieriger wird den Verein administrativ zu leiten, weil man sich ständig mit neuen Gesetzesvorschriften oder Verordnungen, die fast eine akademische Vorbildung erfordern, befassen muss. Das jüngste Beispiel ist neuerdings der Drang rigide Sicherheits-Vorschriften für die Fastnachts-Umzüge zu erlassen in denen man ein „Werk“ von 700 Seiten, wie in einer Gemeinde geschehen auflegt, worin selbst noch dargelegt ist welche Sicherheitsstufe greift, wenn die Toiletten Häuschen entlang der Zugstrecke des Umzugs stark frequentiert werden.

Selbstredend ist die Tatsache, dass all diese Maßnahmen mit erheblichen Mehrkosten verbunden sind, die leider durch die Vereine nur noch schwer oder gar nicht mehr zu stemmen sind.

Fazit: Immer mehr karnevalistische Veranstaltungen müssen abgesagt werden. Kann das gewollt sein?

In jüngster Vergangenheit ist auch der Rückgang des Ehrenamts im Karneval spürbar zu verzeichnen und das ist kein Wunder, denn die Pflege heimatlichen Brauchtums ist inzwischen zur melkenden Kuh des Fiskus geworden und viele sehen deshalb davon ab sich in Zeiten weniger Freizeit überhaupt noch im Ehrenamt, dies nicht nur in der Fastnacht, zu engagieren.

All das führt dazu, dass „kleinere“ Vereine immer mehr in ihrer Existenz bedroht sind, sich am Existenzminimum bewegen oder schlimmstenfalls ihren Verein schon abgemeldet haben, kurzum es gibt diesen nicht mehr.

Aus den vorgenannten Gründen ist unsere Politik dazu aufgerufen alldem weniger „lustigen Treiben“ Einhalt zu gebieten. Es ist nicht elf vor Zwölf, nein, es ist elf Minuten nach zwölf!

 Im Bund Deutscher Karneval (BDK) hat man gar, wie zu hören ist, nun einen Juristen eingestellt der hauptberuflich für alle Fragen zur GEMA zuständig ist. Er soll bereits einige Tausend € für die Kassen der Vereine zurückgefordert haben, weil die Bescheide falsch waren. Im Zweifelsfall sollten sich die Karnevalisten nicht scheuen sich diesbezüglich mit den BDK in Verbindung zu setzen.

Ist Fastnacht noch die schönste Nebensache der Welt? Das möge jeder selbst für sich beantworten.

Sollte sich jedoch nichts ändern wird man für unsere Fastnacht in Zukunft nicht vierfarbbunt, sondern schwarzsehen müssen.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner